Das Hochfest Pfingsten - das Fest des Heiligen Geistes. Gefeiert wird Pfingsten 50 Tage nach Ostern - daher auch die Bezeichnung "Pentekoste" in vielen Sprachen, die von dem Altgriechischen "der fünfzigste Tag" stammt. Es ist der feierliche Abschluss der Osterzeit.

 

Für viele Christen bleibt das Verhältnis zum Heiligen Geist allerdings abstrakt. Damit sind sie in guter Gesellschaft. Als Paulus in der Apostelgeschichte die Anhänger Jesu fragt, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten, ist die lapidare Antwort: "Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es den Heiligen Geist gibt." Auch in der heutigen Zeit können viele Menschen mit diesem "Wesen" nur wenig anfangen. Selbst bekennende Christen, ob katholisch oder evangelisch, haben mit ihm ihre Schwierigkeiten. Er hat eben etwas Undefinierbares an sich. Die kindliche Vorstellung verbindet mit dem Wort Geist vielleicht das Wesen eines Gespenstes. Ein Gespenst geistert jedoch durch die Nacht und gilt als Schreckgestalt. Der Heilige Geist, der Geist Gottes, soll den Aposteln jedoch am helllichten Tag erschienen sein. Er verbreitete keine Angst, sondern erfüllte im Gegenteil die Menschen mit Mut und Kraft.

 

Diese Eigenschaft wird ihm auch heute noch zugeschrieben. Nach kirchlicher Lehre wurde der Heilige Geist ausgesandt, um Person, Wort und Wirken Jesu Christi lebendig zu halten. Im theologischen Sinne ist der Heilige Geist eine der drei Gestalten Gottes. Zusammen mit Gott, dem Vater, und Jesus Christus, dem Sohn, bildet er die "Trinitas Dei", die göttliche Dreifaltigkeit. Dies ist in einem Dogma aus dem Jahre 381 festgelegt.

Manche Theologen sehen im Heiligen Geist auch das weibliche Element Gottes. Diese Deutung wird durch die Tatsache gestützt, dass das hebräische Wort für Geist Gottes, "ruach jahwe", weiblich ist. Die Erwähnung der Evangelisten, dass der Heilige Geist bei der Taufe im Jordan auf Jesus in Form einer Taube herniederkam, wird hierfür ebenfalls als Argument herangezogen. Die Taube war im antiken Orient nämlich ein Symbol für alle großen Göttinnen. Allerdings schreibt nur Lukas, dass der Geist Gottes bei der Taufe im Jordan "sichtbar in Gestalt einer Taube" herabgekommen sei (Lk 3,22).

 

Pfingsten ist in gewisser Hinsicht auch das internationale und multikulturelle Kirchenfest. Im zweiten Kapitel der biblischen Apostelgeschichte steht: "Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab."

In Jerusalem lockte dieses seltsame Ereignis eine neugierige Menschenmenge an, Juden aus allen möglichen Landesteilen, viele aus der Diaspora, darunter Ägypter, Römer, Kreter oder Araber, gerieten "außer sich vor Staunen", denn jeder hörte die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, verstand auf wundersame Weise, was gesprochen wurde.

 

Pfingsten ist also das Wunder des Grenzen überschreitenden Verstehens, quasi die Anti-Geschichte zum Turmbau zu Babel, als Gott den Menschen der Bibel zufolge als Strafe für ihren Hochmut verschiedene Sprachen gab. Dieser Heilige Geist, der auf die Jünger herabkam, schuf die Einheit der Gläubigen und hob die Kirche aus der Taufe.

Von diesem Moment an verstand sich die Schar der Jünger als Gottesvolk. Der Geist schuf eine lebendige Beziehung zu Jesus. Er wurde sozusagen zum Link zwischen Gott, seinem Sohn und der Erde, der Kirche, um Person, Wort und Werk Jesu Christi in der Geschichte lebendig zu halten, wie es nach kirchlicher Lehre heißt.