Sie lachten über ihn, als sie das alles hörten. So heißt es im Anschluss an das heutige Evangelium. Die Pharisäer, die alle diese Worte Jesu über das Geld hörten, machten sich über ihn lustig. Denn, so erklärt der Evangelist, "sie hingen sehr am Geld".
"Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!" – so singt das Gretchen in Goethes Faust. Und wir wissen nur zu gut, wie wahr das ist.
"Geld regiert die Welt", sagt ein anderes Sprichwort. Wir war Jesu Umgang mit dem "ungerechten Mammon"? Hat er das Geld verteufelt? Und es dann doch zum Leben gebraucht? Und wie ist das Verhältnis seiner Kirche, seiner Jünger zum Geld? Ist es ehrlich? Ist es sachlich? Wird da viel geheuchelt und gemauschelt? Heute ist es das Tagesthema des Evangeliums: Gott oder der Mammon?
Erinnern wir zuerst an den schlichten Satz Jesu, der zum anständigen, ehrlichen, verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld mahnt: "Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?" Jesus ist überzeugt, dass sich im Umgang mit dem Geld auch der Charakter des Menschen zeigt: "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den Großen." Damit stellt Jesus aber das Geld an den richtigen Platz: Es gehört zu den "kleinsten Dingen" und darf nicht den ersten Platz bekommen. Wenn das Geld den ersten Platz bekommt, dann werden wir seine Sklaven, dann dienen wir dem Geld statt dass es uns dient. Ja, dann kann es zum Götzen werden, zum Gottes-Ersatz, zum Mammon, dem alles beherrschenden "Herrn der Welt".
Geld soll dem Leben dienen, dem Lebensunterhalt, für uns selber und für andere: "Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon." Jesus rät, wir sollen uns ein wertbeständiges Konto "in den ewigen Wohnungen" anlegen, in dem wir mit dem Geld Gutes tun. Und wie viel Gutes geschieht tagaus tagein durch Spenden, Hilfe an Notleidende, Unterstützung von guten Werken!
Spätestens hier muss ich aber ein Wort zu dem schockierenden Gleichnis Jesu sagen. Hier wird vom Herrn höchstpersönlich ein Betrüger gelobt. Dieser Mann hat kräftig Misswirtschaft mit dem Vermögen seines Chefs betrieben. Er weiß, dass er seinen Job verlieren wird, denkt aber nicht daran, sich die Hände durch ehrliche, schwere Arbeit schmutzig zu machen. Vielmehr sichert er sich eine ruhige Zukunft, in dem er seine Betrügereien noch weiter betreibt und den Schuldnern seines Chefs kriminelle Nachlässe organisiert, damit er später, wenn er seinen Job verloren hat, "gute Freunde" hat, die für ihn sorgen.
Die Geschichte passt gut in die Zeit heutiger Finanzskandale, wo so manche versuchen, auf Kosten der Allgemeinheit ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Was ist daran lobenswert? Nicht der Betrug, sondern die "Klugheit", sich "Freunde" zu machen für schlechte Zeiten. Macht euch Freunde im Himmel, rät Jesus. Die werdet ihr einmal gut brauchen können. Und dazu ist gut verwendetes Geld allemal nützlich.
Kardinal Schönborn